Perfekte Organisation mit viel Liebe fürs Detail und Rundumbetreuung und -verpflegung zeichnete das XXXIII. Internationale Tatra-Treffen in Trescore Balneario aus. Sogar das Wetter spielte mit und beschränkte das Regnen auf die fahrfreie Nachtzeit.
Do. 13.5.2010, Ankunftstag:
Abends erfolgte schon die erste Sonderprüfung: Ein Teile-Erkennspiel für Fortgeschrittene. Und auch die Frage, in welchem Fahrzeug das gleiche Armaturenbrett wie beim T613-Prototypen zum Einsatz kam. Der Begrüßungscocktail tröstete über die Kniffligkeit hinweg und auch die gereichten Appetizer besänftigten die Gemüter. Das abschließende Abendessen leitete schließlich die abendfüllenden Benzingespräche ein.
Fr. 14.5.2010, 1.Fahrtag:
Trotz stärkstem Berufsverkehr schafften es alle Teilnehmer bis zum reservierten Parkplatz unmittelbar an der antiken Stadtmauer von Bergamo und genossen eine detaillierte Führung durch die Citta Alta, bei der für jeden was dabei war. Ob das der Hinweis auf die typischen Süßigkeiten von Bergamo war oder die Erklärung des Hintergrundes des traditionell einhundertmaligen Geläutes des Stadtturms um 19 Uhr. Es wurde auf den Spuren des Komponisten Donizetti, einer der größten Söhne der Stadt, gewandelt und die Funktionsweise der antiken Wasserversorgung aus der Römerzeit erklärt. Selbst die sensationellen Intarsienarbeiten am Chorgestühl des Domes der Stadt durften – sonst durch Abdeckungen geschützt – aus der Nähe betrachtet werden (Satte 33 Jahre arbeiteten die Kunsthandwerker an den 70 Tafeln, um die Entwürfe Laurenzo Lottos umzusetzen). Der Fernblick aus der Altstadt machte auch die Motivation des Garibaldi verständlich, 1000 Mann, großteils Bergamasken, um sich zu scharen und Italien zu einen. (Dass er damals gegen die österreichische Regentschaft kämpfte, haben wir ihm heute großmütig verziehen.)
Über malerische Nebenstraßen, die manch tückische Abzweigungen beinhalteten, wurde dann der nächste Programmpunkt angesteuert: Die Mittagsrast in einem alten Kloster, das ursprünglich von Benediktinern und Jesuiten bewohnt war und nun „nur mehr“ als Weingut und als vorzügliches Restaurant dient. Am großen Parkplatz wurden die Tatras geparkt und halfen anschließend pittoresk mit, die Speicherplätze der Digitalkameras zu füllen: Rund um Kees Smits T77 scharten sie sich hochglanzpoliert und farbenfroh im strahlendem Sonnenschein.
Da Pokale ja verdient werden müssen, war bei der Rückkehr ins Thermenhotel am Parkplatz ein Sonderprüfungs-Testgelände eingerichtet. Die gestellten Aufgaben boten größtmögliche Chancengleichheit. Kennen Sie am Steuer sitzend ohne Hilfe Dritter die aktuelle Position des Ventils des Vorderrades auf der Beifahrerseite? Wie hoch ist der aktuelle CO-Wert? Mogeln war hier jedenfalls nicht wirklich möglich.
Vor dem – erwartungsgemäß vorzüglichen - Abendessen, das im Restaurant „La Torre“ am alten Hauptplatz von Trescore eingenommen wurde, wurden nochmals die Motoren gestartet und nach erfolgtem und beklatschtem Corso rund um das Zentrum (verstopfen Sie doch einmal in Resteuropa abends zur besten Zeit einfach das Stadtzentrum mit ölig riechenden und blau dampfenden Oldtimern und bekommen noch Beifall dafür…) fuhren unsere Tatras einzeln auf den Hauptplatz, wo ein jeder Wagen samt Fahrer und Team persönlich von einem Sprecher dem Publikum präsentiert wurde. Eine Fachjury wertete nach einem, auch in Pebble-Beach eingesetzten internationalen Punktesystem jedes einzelne Fahrzeug gründlich und gewissenhaft. Spät nachts erst traten die letzten Teams beschwingt die Heimreise ins Hotel an.
Sa. 15.5.2010, 2. Fahrtag:
Tagwache und Abfahrt natürlich wieder viel zu früh, aber die einlangenden Thermengäste und deren Parkplatzbedarf verlangten danach. Unter größtmöglicher Vermeidung von Hauptstraßen ging es bergwärts in das mittelalterliche Städtchen von Clusone. Die Tatras wurden mitten im Zentrum auf zwei abschüssigen Plätzen geparkt und mit extra angefertigten Tatra-Holzkeilen (die mit eingebrannten Tatra-Logos, Tragekordeln und metallener Beschriftung, in ein Leinensäckchen eingepackt und mit einem zusätzlichen, für das Einhängen ins Lenkrad gedachten Erinnerungsschildchen versehen vor dem Start zur Verteilung gelangten) gesichert. Wieder stand eine Führerin bereit und erklärte profund Geschichte, Bauten und Kunstwerke. Die einzigartige astronomische Uhr mit ihren fünf Planetengetrieben, vom genialen Pietro Fanzago 1583 erdacht, trieb einem unserer Schweizerischen Tatraisten, selbst ein erfahrener Turmuhr-Restaurateur, fast Tränen des Glücks und der Begeisterung in die Augen.
Nach soviel Kultur war wieder einmal Stärkung angesagt – dreigängiges Mittagessen.
(Fast gleich) anschließend ging es im Konvoi – das Wetter hielt aus! – über Lovere an den Lago d’Iseo. Ein Teil der engen Westuferstraße, aus dem senkrechten Felsen gehauen, mit einigen Tunneln und größtenteils einspurig, wurde dank eingesetzter fliegender Motorradtruppe ohne Gegenverkehr bezwungen. Am Endine See vorbei ging es schließlich retour nach Trescore.
Der Wettbewerb der Autoverladungen wurde nicht in die Wertung eingebunden, zu viele Fahrzeuge waren auf Achse gekommen. Nach der – gewohnt zügig geführten – Hauptversammlung der TFI beschloss die ins wieder einmal reichliche Abendessen eingebundene Preisverleihung (Sieger der einzelnen Wertungsklassen Libor Suchy, Kees Smit und Gernot Beez) und die anschließende Feier den langen Tag.
Die Veranstalter Elsa Spinelli und Mario Mezzera und ihr Team bekamen mehr als verdienten, tosenden Applaus. Ihnen allen war die Erleichterung über die reibungslose Abwicklung überdeutlich anzusehen. Nach über zwei Jahren der Planung durfte nun die gelungene Durchführung gefeiert werden.
So, 16.5.2010, Abfahrtstag:
Sichtlich gelöst leisteten die Organisatoren ihren Teilnehmern beim Frühstück Gesellschaft.
Die Fahrzeuge wurden beladen, Zimmer abgerechnet und tröpferlweise, wie sie auch angereist kamen, verabschiedeten sich fast alle Teams und traten ihre durchwegs längeren Heimfahrten an.
Fast alle Teams, denn die Bergers hatten am Vortag im Zuge eines Motorschadens an ihrem T600 „spontan“ beschlossen, noch ein paar Tage in Nando Pirovanos Werkstatt anzuhängen.
Aber das ist eine andere Geschichte…