Villach Hauptbahnhof – mein Tatra 57B ist nach einem anstrengenden Wochenende mit rund 297 km wieder am Autoreisezug Richtung Wien verstaut – 5 Stunden Zugfahrt geben auch genügend Zeit um das Geschehene Revue passieren zu lassen und diesen Bericht zu schreiben. Es war dies das Wochenende von 24.-27. Mai 2001 in Kötschach Mauthen, Kärnten (A) und Austragungsort des XXIV. Tatra-Treffens der „TATRA-Freunde International e.V." Aber beginnen wir von vorne.....

 

.......bereits am Mittwoch waren einige Voreilige nach Kömau, so nennen die Einheimischen ihren Heimatort, angereist, um die Schönheit dieser Gegend so lange wie möglich genießen zu können. Ich bin am Donnerstag von Wien Richtung Villach im Autoreisezug und dann auf Achse die 85km zur Rallye gefahren. Als ich am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein beim Gailtaler Hof des Veranstalters Hans Engl ankomme sind bereits gut 20 Tatras anwesend. Sofort werde ich von einigen der anwesenden Tatraisten begrüßt und es folgen Gespräche mit Leuten die man schon lange nicht mehr gesehen hat, die man noch nie gesehen hat und auch mit jenen, die man regelmäßig sieht. Nachdem ich auf der Fahrt von Villach bis Kömau beinahe einen Liter Öl verbraucht habe, finden sich sofort einige hilfsbereite Hände, die meinen Vergaser wieder richtig einstellen, damit genügend Luft beigemischt wird. Die Fahrtunterlagen werden auch schon ausgeteilt und man erhält eine in gelb gehaltene Startnummer, ein Tatra-Kapperl mit Kötschach-Mauthen Aufschrift, eine Schreibunterlage mit Klammer und eine Beschreibung der weiteren Vorgehensweise für alle 3 Tage, für die Damen eine Gesichtscreme und die Gutscheine für Essen und Sektbar. Eine sehr gute Idee ist ein Namensschild mit Befestigungsclip das ebenfalls ausgeteilt wird. Mit Benzin-, Vorstellungs- u. sonstigen Gesprächen klingt der Abend angenehm aus. Am nächsten Tag findet eine „Fahrt ins Blaue" statt, die über 100km über romantische Sträßchen durch das Gailtal, zum Weißensee über das Drautal führt. Leider verschlafe ich an diesem Tag und so fahre ich auf eigene Faust auf den Plöckenpaß um meine neue Vergasereinstellung auszuprobieren. Alles läuft wieder wie geschmiert. Während des Tages treffen auch immer mehr Fahrzeuge ein. Insgesamt sind für die Fahrt am Samstag 58 Fahrzeuge gemeldet. Am Abend wird vom Präsidium der „Tatra Freunde International" zum gemeinsamen Abendessen mit Produkten von Gailtaler Bauern geladen. Anschließend findet die Vollversammlung des Clubs statt, aber darüber wird bestimmt andernorts berichtet. Jedenfalls habe ich auch diesen Abend in guter Erinnerung behalten. Am nächsten Tag, Samstag, dann endlich der große Tag. Früh aufgestanden, noch schnell Öl, Kühlwasser(J ) und Benzin kontrolliert, denn um 8:10 Uhr ist schon Fahrerbesprechung. Am Start dann wieder optimale Organisation. Jeder hat einen Plan, auf dem sein Stellplatz eingezeichnet ist und es gibt auch viele hilfsbereite Mitarbeiter die beim Einweisen behilflich sind. Ich habe einen alten Anzug meines Vaters mitgebracht, denn schließlich sollte man ja auch standesgemäß gekleidet sein. Der Anzug ist schon so alt, dass er mir ohne Änderung passt, meinem Vater jedoch nicht mehr. Das Interesse der Bevölkerung und der örtlichen Reporter an den vielen alten Autos ist groß und so tummeln sich trotz der frühen Morgenstunde jede Menge Menschen am Rathausplatz. Bei der Fahrerbesprechung wird das mit viel Liebe ausgearbeitete Roadbook ausgeteilt und Hans Engl gibt Instruktionen für den Tagesablauf. Um 8:30 geht es dann los. Der T11 (Bj.23)von Rudi Friehs gefolgt vom T12 (Bj.26) des Jiri Smekal starten mit Startnummer 1 und 2. Dann kommen die schnellen Fahrzeuge der Baureihe 600, 603, 613 die eine längere Route über Plöckenpaß, Paluzza (I), Sappada, Silian nach Lienz nehmen.

DieVorkriegswagen fahren nach einer Ehrenrunde durch den Ort über Dellach, Würmlach und dann die kürzere Strecke durch das wildromantische Lesachtal. Um der Rallye auch die richtige Würze zu verleihen, dafür hat der veranstaltungserfahrene Hans Engl mit seinem 30(!) köpfigen Team gesorgt. So wurden von der Gendarmerie 2 Radarpistolen ausgeborgt um die Tatras in zwei 30er Beschränkungen zu messen und Strafpunkte für Übertretungen zu vergeben. Nicht zu Unrecht wie sich herausstellt, gelingt es doch einem T57 (Bj.32) Lenker, seinen Boliden mit 72 Stundenkilometern durch eine dieser Passagen zu steuern. Möglicherweise lag ein Bremsdefekt vor, oder das Gaspedal ist hängengeblieben. Noch gefinkelter war wohl, daß bei einigen Stellen jene Fahrzeuge mit gerader Startnummer einen anderen Kurs fahren müssen als jene mit ungerader. Schlecht für jene, die immer dem Vordermann nachfahren. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle auch nicht jener Fahrer, der ein und denselben Bahnübergang vier mal passiert, aber erst beim letzten Anlauf die Stopptafel beachtet hat. Leider wird sein Treiben beobachtet, da der Halt vor dem Bahnübergang zur Punktewertung zählt, genauso wie das passieren einer Passierkontrolle gegen die Fahrtrichtung. Mit auf den Weg haben wir auch 2 Bilderbögen mit 12 Fotos bekommen. Diese müssen wir unterwegs finden, und die Koordinaten aus der beiliegenden Karte eintragen. Auch hier ist wieder eine kleine Spitzfindigkeit versteckt, da sich jeweils vier der Bilder auf der Route der anderen Fahrzeuge befinden. Auf etwa halber Strecke durch das Lesachtal mit seinen vielen engen Kurven, Holzbrücken mit Holzfahrbahn und wunderschönen Holzhäusern machen wir Rast in Maria Luggau beim Gasthof Bäckwirt. Hier kann man fünf noch in Betrieb stehende Wassermühlen besuchen. Der anwesende alte Müller führt uns bereitwillig seine aus dem Jahre 1750 stammende Mühle vor und verteilt selbstgebackene Kekse aus selbstgemahlenem Vollkornmehl. Auf der Weiterfahrt nach Lienz gilt es noch eine Sonderprüfung zu absolvieren. Mit dem vom Fahrer am weitesten entfernten Vorderrad muß man ein auf eine 40 x 40cm große Blechplatte gemaltes Fadenkreuz mittig treffen. Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass mein Kotflügel mehr als vier mal breiter als der Reifen selbst ist. Weiter geht es dann über Kartitsch-Boden, Abfaltersbach bis nach Lienz, wo wir aber erst nach einer Minimalzeit von 3 Stunden und einer Maximalzeit von 4 Stunden eintreffen dürfen. Gesamtstrecke bis hierher 94,4km für die Vorkriegswagen, 1?? km für die schnellen Tatra 6.. mit denen wir hier zum Mittagessen im Falkenbräu wieder zusammentreffen. Auch hier geht die Organisation wieder so ins Detail, dass man bei der Ankunft nebst neuen Bildern für die Nachmittagsetappe auch gleich die neue Startzeit genannt bekommt. Nach Wienerschnitzel oder Hirschragout und wobei auch einige auf die vorgegebene Startzeit achten geht es dann wieder weiter. Am Nachmittag sehe ich wieder jemanden mit einer Radarpistole auf mich zielen, aber diesmal ist es ein Gendarm. Zwischen Tristach und Lavant gibt es wieder eine Sonderprüfung.

Nach einer  langgezogenen Kurve steht ein rotes Auto in der Wiese und ich werde gefragt wieviele Meter es bis dorthin sind. Ich zähle also die Holzpflöcke am Straßenrand und nachdem ich 4 finde und ich gewohnt bin, dass sie 50 Meter auseinander stehen, gebe ich 200m zur Antwort. Ein fataler Fehler, da es in Wahrheit 549m sind. Diese Strecke ist dann in einer selbst zu wählenden Durchschnitts-geschwindigkeit zu durchfahren. Weiter geht es dann immer Richtung Spittal. In Oberdrauburg wieder eine Sonderprüfung und auch gleichzeitig das Ende der Rallye. Auf dem Brunnen am Hauptplatz steht eine ca. 120cm große verzierte Weinflasche, wie man sie aus Italien kennt. Diese ist zum Teil mit Rotwein(?) gefüllt. Gefragt ist der Inhalt in cm³. Zurück nach Kömau fahren wir dann schon außer Wertung über das Gailtal und werden am Rathausplatz mit Sekt empfangen. Für die Fahrer und Begleiter war damit erst einmal die Rallye erledigt, dem Hans Engl, dem ich an dieser Stelle meinen ganzen Dank ausspreche, ist sicherlich ein Stein vom Herzen gefallen, und seine Gehilfen haben noch stundenlang den Rathausplatz wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Auch Ihnen gebührt unser aller Dank. Nach kurzer Rast und Restauration in den Unterkünften treffen wir uns alle um 19 Uhr wieder gemeinsam zum Abendessen und jeder hat natürlich nur die Auswertung und die anschließende Preisverleihung im Kopf. Um etwa halb 9 Uhr ist es dann soweit. Die Pokale, Wanderpokale, sogar die Erinnerungsplanketten liegen bereit, die Ergebnisse sind ausgewertet und wir gehen in medias res. In geradezu professioneller Art und Weise wird die Wertung durch Hans Engl bekannt gegeben, der die Spannung gekonnt hochtreibt. Jeder bekommt eine ausgedruckte Auswertung seines Einzelergebnisses, der Klassenwertung und der Gesamtwertung. Um dies zu ermöglichen wurde eigens für diese eine Tatra-Ausfahrt ein Excel-Programm geschrieben. Gefeiert wurde dann noch bis spät in die Nacht hinein, und das ziemlich feucht-fröhlich zumindest wenn ich nach dem Schädel gehe, den ich am Sonntag hatte. Wie alle schönen Dinge im Leben hatte leider auch dieses wirklich gelungene Wochenende mit seinen vielen Highlights ein Ende und so bin ich wieder bei meiner Einleitung zu diesem Bericht gelandet. Ich sitze im Zug und....