Noch mehr Pferde und das National Motor Museum in Beaulieu - unser dritter Tag

Wir hatten die festen Einrichtungen und Stützen des Tagesablaufs schon zu schätzen gelernt: 08.45h wie immer Abfahrt, inzwischen routinierter Gebrauch der Tourunterlagen, die Kaffeepause am Vormittag im Blick, das Ansteuern der Besichtigungspunkte, gegebenenfalls ein gemeinsames Mittagessen usw.

Heute führte uns der erste Abschnitt durch die Tiefen des New Forest. Verschlungene Straßenführung, grünes Dämmerlicht, dann und wann eine Lichtung. Pferde auch, versteht sich. An sich hätten wir hier unsere Wanderschuhe anziehen müssen. Der erste Halt aber galt einer Kaffeepause im Rhinefield House Hotel, ursprünglich eine Jagdhütte, heute ein komfortables Hotel mit Landschaftsgarten und uralter, exotischer Einrichtung. Es gelang uns, einen Blick in das "Tunesische Zimmer" zu erhaschen. Wer dort speisen möchte, muß allein für den Raum zusätzlich 100 Pfund lockermachen. Wir nahmen den Kaffe in einem Seitentrakt.

Weiter ging es zum Museum des Lord Montagu nach Beaulieu. Die Organisation klappte wieder prima, Parkplätze waren in unmittelbarer Nähe des Eingangs reserviert. Also hinein ins Vergnügen: Das National Motor Museum beeindruckte durch seine Größe und den Umfang der Sammlung, die von den Anfängen der Motorisierung bis heute reicht.

Leider aber standen Autos und Motorräder zu dicht und teilweise zu ungeordnet, und die erdrückende Fülle ließ es kaum zu, die vielen Besonderheiten angemessen zu würdigen. Dafür fand sich für jeden Geschmack etwas: Zum Beispiel Autos aus den Jahren vor 1914 oder typisch englische Konstruktionen nach 1945, historische Lkw oder Weltrekordfahrzeuge, Motorräder vieler Fabrikate und Jahrgänge oder amerikanische Straßenkreuzer. Aufzählen laßt sich die Vielfalt nicht. Ein Tatra allerdings fehlte!

Das Museum ist das Zentrum aller Attraktionen, die Lord Montagu in unmittelbarer Nachbarschaft des Familiensitzes errichtet hat. Zu Fuß, mit einem alten Bus oder aber mit einer Schwebebahn ließen sich die Gärten, eine Klosterruine, der Familiensitz sowie weitere Ausstellungen erkunden. Dabei wurde offenbar, daß Lord Montagu sein Museum natürlich nicht nur aus lauter Liebe zu alten Autos betreibt, sondern ganz handfeste wirtschaftliche Interessen damit verbindet, um seinen Besitz erhalten zu können. Nicht jeder hat eben eine Kunstsammlung, die genügend zahlende Besucher anlockt. Aber das spielte für uns eine eher untergeordnete Rolle.

 

 

Die weitere Tagesplanung ließ uns freie Wahl: Auf einer ausgearbeiteten Route konnten wir zum Hotel zurückkehren und dabei noch ein paar Kilometer auf Nebenstraßen genießen. Auch das Wetter spielte ja nun schon den dritten Tag mit.

Am Weg aber, in Bucklers Hard, lag eine Mustersiedlung, die Anfang des 18. Jahrhunderts ein Vorfahre des jetzigen Lord am Ufer des Flüßchens Beaulieu gegründet hatte, um dort Zucker aus den Kolonien anzulanden und zu verarbeiten. Als aus der Absicht nichts wurde, verlegte man sich auf den Schiffsbau. Das Hinterland gab ja genug Holz dafür her. Admiral Nelsons Flotte entstand hier, erst mit dem Siegeszug der Dampfschiffe aus Eisen endete diese Ära.

 

Die Holzvorräte des New Forest jedenfalls waren noch nicht erschöpft. Das soll auch daran gelegen haben, daß es sich einer der Admiräle Nelsons zur Gewohnheit gemacht hatte, bei seinen Landgängen die Taschen immer voller Eicheln zu haben und unermüdlich zu pflanzen. Wie dem auch sei, einen Besuch war diese gut erhaltene Siedlung allemal wert.

Alternativ stand ein anderes Museum zur Wahl. Sammy Miller, ein über viele Jahre international erfolgreicher Motorradfahrer, hat sich, etwa 10 km von Lymington entfernt, einen Traum erfüllt und ein eigenes Motorradmuseum mit vielen Prototypen, Rennmaschinen und seltenen, technisch anspruchsvollen Motorrädern meist englischer Herkunft eröffnet. Leider standen die Exponate auch hier zu dichtgedrängt. Trotzdem lohnte sich der Besuch sehr.

Am Abend dieses Tages blieben wir unter uns und erholten uns von einem weiteren erlebnisreichen Tag beim gemeinsamen Abendessen, in der Hotelbar und zum Teil sogar im Freien bei recht milden Temperaturen.