Liebe Tatra-Freunde,
dear Tatra-Friends,
cari amici del Tatra,
vážení přátelé Tatry,

Die Anfrage des tschechischen Informationssenders „Radiožurnál“, ob ich den Rahmen des Schlosses Dobříš, 30 km südlich von Prag, für eine Veranstaltung zu Ehren der in der Republik wohl berühmtesten TATRA Fahrer in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Miroslav Zikmund und Jiři Hanzelka, zur Verfügung stellen würde, war völlig unbeeinflusst von meiner eigenen Beziehung zur Marke TATRA.

Das gewählte Datum 14. Februar zur Feier des ersten Jahrestages des nach ihnen benannten Ehrenpreises für einen „Reisebericht des Jahres“ fällt zusammen mit dem 100. Geburtstag des Überlebenden Miroslav Zikmund, dessen Freund und Partner Jiři Hanzelka im Jahre 2003 verstorben ist.

„Hanzelka und Zikmund“ bildeten das weit über die vom „Eisernen Vorhang“ gezogene Landesgrenze hinaus bekannte Duo tschechischer Abenteurer, die für ihre Reisen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien in den 1940er und 1950er Jahren sowie für die von ihnen verfassten Bücher, Berichte, Fotografien und Filme bis heute bekannt sind.

Über 100.000 Straßenkilometer ihrer ersten Autoreisen absolvierten sie mit einem TATRA 87. Für ihre späteren Fahrten stand ihnen ein Armeetransporter der Baureihe TATRA 805 zur Verfügung.

Die Bedeutung ihres Abenteurertums für die Bekanntheit der damals verstaatlichten Tatra-Werke verschaffte ihnen anfangs einige „Privilegien“ durch das kommunistische Regime. So durften sie ihre Reiseberichte in dem für den tschechischen Schriftstellerverband requirierten und ihren rechtmäßigen Eigentümern entzogenen Schloss Dobříš verfassen, woran der diesjährige Festakt erinnern soll. Aber schon damals nahm die staatliche Zensur jene Passagen der Berichte, die kritische Äußerungen zu beobachtetem aktuellem politischen und wirtschaftlichen Geschehen in Zusammenhang mit den Verhältnissen in der Heimat stellen könnten, unter Verschluss.

Nach der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ folgte ein gänzliches Verbot weiterer Publikationen und der Teilnahme am öffentlichen Leben. Zikmund und Hanzelka mussten sich die nächsten Jahrzehnte als Heizer und Gärtner durchschlagen. Die „Samtene Revolution“ 1989 brachte auch ihre Rehabilitation und die Rückkehr in die Reihen der berühmten Persönlichkeiten ihres Landes.

Der originale TATRA 87, mit dem sie ihre erste Reise unternommen hatten, wurde 2005 in das Verzeichnis des tschechischen nationalen Kulturerbes aufgenommen und ist im Technischen Museum in Prag ausgestellt.

Der 100. Geburtstag von Miroslav Zikmund im Rahmen des Jahrestages des nach ihm und seinem Partner Jiři Hanzelka benannten Preises an einem Ort ihres schriftstellerischen Wirkens erscheint mir, durch einen schicksalhaften Zufall heute dort in die Rolle des „Hausherrn“ versetzt, ein gebotener Anlass, ihm die Ehrenmitgliedschaft unseres Clubs zu verleihen.

Jerome Colloredo-Mannsfeld

PS: Für die Gestaltung der Ehrenurkunde danke ich unserem Mitglied Manfred Haspel sehr herzlich, ebenso meinen Kollegen im Vorstand für ihre Mitarbeit an deren - im Sinne unseres Clubs - mehrsprachigen Textierung!