Lekkerkerk 2004 – aus der Sicht eines bekennenden Tatraisten.

Ich gebe es ja zu: ich bin süchtig. Schwer süchtig.

Gott sei Dank bin ich in der glücklichen Lage, meine Droge nicht am Schwarzmarkt beziehen zu müssen. Ich kann sie mir ganz legal beschaffen. Doch wie jeder andere Junkie auch hab ich unter einem gewissen gesellschaftlich-sozialen Spannungsfeld zu leiden. Dieses zwingt mich, meine Sucht, so weit es geht, zu unterdrücken und mich meiner Umgebung anzupassen. Nur spätabends, wenn alles schläft, finde ich unbeschadet Zeit, mich meiner Abhängigkeit hingeben. Sehr selten gelingt es mir, mich an Freitagen nachmittags wegzustehlen. Aber dass ich dem unstillbaren Verlangen meiner Psyche und meines Körpers gar mehrere Tage am Stück nachgeben kann, gelingt mir nur ein Mal im Jahr: zu den Treffen der TFI. Heuer fand dieses bekanntlich in den Niederlanden unter der bewährten Organisation von Kees Smit und seinen Mannen (und Mädels) statt.

 

Fast 1200 km lagen vor uns, als ich mich mit meinem Suchtgefährten Manfred gegen 21:00 an der verlassenen Tankstelle traf. In seiner Begleitung Marie, herausgeputzt und voll getankt, mit lasziver Ausstrahlung und zu allem bereit. Wir zögerten nicht lange und gaben Gas.

Die Nacht war kalt und neblig. Die Heizung digital. Phasen mit 12° wechselten mit Phasen von 28°. Dies stellte neben den üblichen Tankstopps alle 300 km (mit stetig steigenden Benzinpreisen) die einzige Abwechslung dar. Und um ca. 8:00 Uhr morgens erreichten wir schließlich Lekkerkerk, nicht ohne vorher die wackere Marie an einer Tankstelle zärtlich gewaschen und abgeledert zu haben.

Wir bezogen unser Zimmer, doch an Schlaf war nicht zu denken. Die Droge in Form stetig eintröpfelnder Teilnehmerfahrzeuge war zu verlockend. Und natürlich das Wiedersehen mit deren ebenfalls schwer süchtigen Besitzern.

Schön langsam trafen alle ein: T12, T30, T57, T87, T97, T600, T603, T613, aus aller Herren Länder. Abends traf dann auch unser Walisischer TFI-Vertreter Simon ein, den ich nach der freitäglichen Ausfahrt, die uns durch die wirklich malerischsten Winkel Holland führte, auf dem Parkplatz vor dem Hotel völlig high vorfand, den Duft der noch warmen Motore und der sich verflüchtigenden Abgase inhalierend.

Malerische Winkel Hollands: Nun, ich sah sie nur als Hintergrund für meine Fotos, die zur Befriedigung meiner Sucht dienten. Was zählt schon eine Mühle, eine Gracht, eine Hebebrücke ohne Tatra davor…

Zwischendurch drohte ich allerdings an einem Adrenalinhochstand zu scheitern, als nämlich ein halbvoller Chip meiner Kamera infolge überlasteter Batterien w.o. gab und abstürzte. Glücklicherweise bewahrte mich ein netter Fotohändler mit Spezialsoftware gegen Einwurf kleiner Münzen vorm Amok.

Die Zeit verflog, die ohnehin kurzen Nächte verwischten, und kaum, dass wir unser Glück des Drogenhochs begreifen konnten, sahen wir uns wieder auf der Autobahn in Richtung Heimat. Nur einmal, kurz vor München, als wir vor uns im Verkehr eine silberne Heckfinne sich wacker und stoisch unter den hektischen gesichtslosen Verkehrsteilnehmern behaupten sahen, gab es eine kurze Unterbrechung unserer sich steigernden Ernüchterung.

Es kam, wie es kommen musste: Mit dem Sonnenuntergang holte uns erbarmungslos der Alltag wieder ein. Noch vor dem letzten Boxenstop hatten wir die Fotos auf Festplatte überspielt und auf CD gebrannt, kaum verließ ich Manfred und Marie, machten sich bereits die ersten Gedanken an den kommenden Bürotag breit.

Den meisterte ich aber schließlich viel leichter als befürchtet. Denn irgendwie war die Dosis meines Suchtmittels doch groß genug, um dem grauen Alltag widerstehen zu können. Wird die Wirkung auch lange genug anhalten, um Dresden 2005 abwarten zu können?

(Text ELB)

 

Ergebnislisten der Rallye: Lekk_result_

 

Testfragen

Eine der Prufungsaufgaben der Rallye war ein Tatra- Wissenstest. Prüfen Sie Ihre Tatra -Kenntnisse!

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